"I can see what you feel". Reactionvideos auf Youtube. Repräsentationsstrategien in der Inszenierung unmittelbarer Emotion
Auf Youtube finden sich vielzählige Videos, in denen Personen sich dabei filmen, wie sie ein Video anschauen. Diese Reactionvideos sollen hinsichtlich der Inszenierung von Emotionen verstanden werden.
Projektnr.: G 403
Greta Konrad
Seit 2007 wurden auf Youtube hunderte Reactionvideos hochgeladen und millionenfach angeschaut. Die Protagonisten dieser Videos zeigen ihre emotionale Reaktion auf solche Videos, die von der Youtube Gemeinschaft als besonders ekelerregend oder ergreifend bewertet werden. Die Personen filmen sich im Close up, während das angeschaute Video zu hören, nicht aber zu sehen ist. Im Kommentarbereich wird reflektiert, inwiefern die Inszenierung der Emotion gelungen sei – als Maßstab der Bewertung zeigen sich hierbei Authentizität und Intensität der Darstellung. Im konstruktiven Prozess der Rezeption werden Gefühlswelten erzeugt und ästhetische Codes der Darstellung derselben etabliert.
Neben der Aufarbeitung der Repräsentationsstrategien ‚unmittelbarer‘ Emotionen sollen Entwicklungen im ästhetischen Diskurs in Hinblick auf technische Möglichkeit und symbolische Notwendigkeit in emotionaler Darstellung untersucht werden. Hierzu wird die ästhetische Debatte um 1800 zu Rate gezogen, innerhalb derer eine objektive Wahrheit von Kunst um die subjektive Erfahrung und insbesondere den intersubjektiven Austausch dieses Erlebens erweitert wird. Konkreter Gegenstand der Analyse ist dabei das Gemäldegespräch von August Wilhelm Schlegel, in dem die dialogische Reflexion über Kunst mittels Emotionen organisiert und eine Ausdifferenzierung der Möglichkeiten menschlichen Ausdrucks fiktional nachvollzogen wird.
Disziplin
Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft