Die affektive Verankerung von Sozialität: Sprache, Physiologie und soziale Differenz (411)
Wie reagieren wir affektiv auf die sprachliche Darstellung von sozialer Interaktion? Welche Rolle spielen dabei automatische physiologische Reaktionen? Und wie sind diese Reaktionsmuster innerhalb der Gesellschaft verteilt?
Das Projekt geht der Frage nach, wie die affektive Verankerung von Sozialität entlang ausgewählter Kriterien sozialer Differenzierung variiert. Dazu untersuchen wir für eine repräsentative Bevölkerungsstichprobe zunächst die affektive Konnotation von Wörtern aus semantischen Feldern, die zwei elementare Kategorien des Sozialen widerspiegeln und zentral für Prozesse sozialer Kohäsion und Desintegration sind: Autorität und Gemeinschaft.
Wir gehen davon aus, dass diese Konnotationen vor allem auf subjektiven Interaktionserfahrungen und sozial vermitteltem Wissen basieren. Daher prüfen wir in einem zweiten Schritt mittels Modellierung und Simulation die affektiven Resultate prototypischer Interaktionen. In einem dritten, experimentellen Schritt untersuchen wir die Verkörperlichung (embodiment) von affektiven Interaktionserfahrungen. Dazu präsentieren wir Probanden unterschiedlicher sozialer Herkunft affektiv konnotierte Wörter sowie durch unser Simulationsmodell prognostizierte emotionale Interaktionsresultate und erfassen mittels Elektroenzephalographie (EEG) und Messung elektrodermaler Aktivität (EDA) neuronale und physiologische Korrelate der Reaktionen der Probanden auf dieses sprachliche Material. Wir vermuten systematische Zusammenhänge von sozialen Differenzierungskriterien, affektiven Konnotationen sowie Interaktionsresultaten und psychophysiologischen und neuronalen Aktivitätsmaßen.
Publikationen
Ambrasat, J., von Scheve, C., Schauenburg, G., Conrad, M., & Schröder, T. (2014, in press). Consensus and Stratification in the Affective Meaning of Human Sociality. PNAS.
Rogers, K. B., Schröder, T., & von Scheve, C. (in press). Dissecting the sociality of emotion: A multi-level approach. Emotion Review.