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Rhetorik der Empathie. Ein kognitiv-narratologisches Modell (317)

Projektleitung:

Wie funktioniert es, dass ein Leser/eine Leserin bei der Lektüre eines Erzähltextes sich in eine Figur einfühlen und deren Emotionen 'stellvertretend' fühlen kann?

Dass man sich bei der Rezeption narrativer Texte in eine Figur der erzählten Welt einfühlt und deren Emotionen miterlebt, ist eine alltägliche Lese-Erfahrung. Für viele Leser/innen ist das "Sich-Verlieren"; in einem Buch und das "Mitfiebern"; mit den Schicksalen der Protagonisten die zentrale Motivation zu Lesen.

In der Psychologie werden solche Vorgänge stellvertretenden emotionalen Erlebens mit dem Begriff "Empathie"; bezeichnet. Die Literaturwissenschaft hat solche basalen Einfühlungsvorgänge bislang nicht systematisch untersucht. "Empathisches"; Lesen wird im Gegenteil als naiv und "identifikatorisch"; abgewertet.

Das Projekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine systematische Erzähltheorie der Empathie zu formulieren. Sie greift dazu auf die empirische Leseforschung und Discourse-Processing-Theorie zurück, die in ein kognitiv-narratologisches Modell integriert werden. Das Projekt siedelt sich im Kontext aktueller literaturwissenschaftlicher Ansätze einer Kognitiven Poetik und Kognitiven Narratologie an. Aus der Untersuchung der emotionalen Wirkung von Texten auf Leser leitet sich der Projekttitel Rhetorik der Empathie ab.