Springe direkt zu Inhalt

Transformationen der Gefühle. Philosophische Emotionstheorien 1250-1650 (313)

Projektleitung:

Wie definierten mittelalterliche und frühneuzeitliche Philosophen Emotionen? Wie erklärten sie ihr Verhältnis zu Sinnesempfindungen, Überzeugungen und Wünschen?

Seit der Aristoteles-Rezeption im 13. Jh. konzentrierten sich mittelalterliche Philosophen auf die Fragen, in welchem Verhältnis Emotionen zu anderen geistigen und körperlichen Zuständen stehen, in welche Klassen von Zuständen sie sich einteilen lassen und wie sie gesteuert oder gar überwunden werden können. Auch frühneuzeitliche Autoren befassten sich mit diesen Fragen, gelangten aber zu anderen Ergebnissen. Anhand von Fallstudien soll untersucht werden, wie die jeweilige metaphysische Rahmentheorie (Hylemorphismus, Dualismus, Monismus usw.) die Definition und Klassifikation der Emotionen, aber auch die Erklärung ihrer Kontrollierbarkeit bestimmte.

Zwei Arten von Transformationen sollen dabei in den Blick genommen werden. Zum einen soll geprüft werden, wie einzelne Philosophen eine Transformation der Emotionen erklärten. Räumten sie ein, dass Furcht, Freude usw. gemäßigt oder in andere Emotionen überführt werden können? Auf welche geistigen oder körperlichen Vorgänge beriefen sie sich dabei? Und wie erklärten sie diese Vorgänge im Rahmen einer umfassenden Körper-Geist-Theorie? Zum anderen soll auch analysiert werden, wie es zu einer Transformation des ganzen Erklärungsrahmens kommen konnte. Warum verhielt sich Montaigne skeptisch gegenüber den aristotelisch-scholastischen Erklärungsansprüchen? Und warum setzte Descartes sich zum Ziel, das aristotelische Modell vollständig zu beseitigen und durch ein dualistisches zu ersetzen? Zur Klärung dieser Fragen sollen philosophische, aber auch medizinische und theologische Texte untersucht werden.

Publikationen

Perler, D. (im Druck). Ockham on Emotions in the Divided Soul. Corcilius, K., Perler, D. (Eds.). Partitioning the Soul. Debates from Plato to Leibniz. Berlin/New York: de Gruyter.

Perler, D. (2012). Why Is the Sheep Afraid of the Wolf? Medieval Debates on Animal Passions. Shapiro, L., Pickavé, M. (Eds.). Emotion and Cognitive Life in Medieval and Early Modern Philosophy. 32-52. Oxford/New York: Oxford University Press.

Perler, D. Die kognitive Struktur von Hoffnung. Zwei mittelalterliche Erklärungsmodelle. Deutsche Zeitschrift für Philosophie 2012 (60). 73-89.

Perler, D. (2011). Transformationen der Gefühle. Philosophische Emotionstheorien 1270-1670. Frankfurt am Main: S. Fischer (englische Übersetzung bei Oxford University Press in Vorbereitung).

Perler, D. (2011). Dolor. Atucha, I. et al. (Eds.). Mots médiévaux. Offerts à Ruedi Imbach. Porto: Fédération Internationale des Instituts d’Etudes Médiévales. 233-243.

Perler, D. (2010). Ockham über die Seele und ihre Teile. Recherches de théologie et philosophie médiévales 77. 329-366.

Perler, D. Der nicht-propositionale Gehalt von Emotionen. Eine mittelalterliche Fallstudie. Bromand, J., Kreis, G. (Eds.). Was sich nicht sagen lässt. Das Nicht-Begriffliche in Wissenschaft, Kunst und Religion. 277-296. Berlin: Akademie Verlag 2010. .

Perler, D. (2009). Lässt sich Angst rational steuern? Thomas von Aquins Emotionstheorie in systematischer Sicht. Philosophisches Jahrbuch 116. 245-268.

Perler, D. (2008). Descartes: Emotionen als psycho-physische Zustände. Landweer, H., Renz, U. (Eds.). Klassische Emotionstheorien. 269-292. Berlin/New York: de Gruyter.