Tristan und Isolde und die Gefühlskulturen des Mittelalters (404)
Auch die größte Liebesgeschichte erzählt von mehr als Liebe. Der mittelalterliche Roman "Tristan und Isolde" ist auf Grund der differenzierten Emotionsdarstellung für emotionsgeschichtliche Untersuchungen von besonderem Interesse.
Das Forschungsprojekt befindet sich in der letzten Phase eines längeren Forschungsvorhabens zu den mittelalterlichen Tristanromanen, das zunächst in Zusammenarbeit mit zwei Kolleginnen aus den USA bearbeitet wurde. Die letzte Phase dient der Erstellung einer englischsprachigen Monographie des Titels Tristan and Isolde, and the Emotional Cultures of the Middle Ages, in der die narrative Organisation von Gottfrieds von Straßburg Tristan mit mittelalterlichen Konventionen der literarischen Darstellung von Emotionen korreliert werden.
Zusammenfassend lässt sich der Ansatz der Untersuchung als Verbindung von Perspektiven auf Emotionalität und Performativität bezeichnen, insofern Performativität den Aufführungs- und transitorischen Charakter von Emotionen meint, ihre gestischen und körpersprachlichen Anteile, ihr Wirken in Zeit und Raum, ihre handlungsrelevanten und die Wirklichkeit regulierenden und transformierenden Potentiale. Einem Ansatz bei paradigmatischem Erzählen gemäß wird der Tristan in Segmenten analysiert, die unterschiedliche Traditionen der Darstellung von Emotionen in mittelalterlicher Literatur integrieren ('Gefühlskulturen') und methodisch unterschiedlich analysiert werden.
Publikationen
Eming, J., Rasmussen, A.M., Starkey, K. (Eds.) (2012). Visuality and Materiality in the Story of Tristan and Isolde. Indiana: Notre Dame Press 2012.
Eming, J. (2009). On Stage. Ritualized Emotions and Theatricality in Isolde’s Trial. MLN 124 (3). 555-571.
Eming, J. (2008). Weiterlieben, weitererzählen. Der Abschiedsmonolog Isoldes und die Verwerfung der poetologischen Alternative. Baisch, M., Trinca, B. (Eds.). Der Tod der Nachtigall. Liebe als Reflexion von Kunst(Berliner Mittelalter- und Frühneuzeitforschung 6). Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht. 189-211.