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Bewusstheit von Emotionen. Bewegungsverhalten als Indikator impliziter emotionaler Prozesse bei alexithymen und nicht-alexithymen Probanden

Projektleitung:
Mitarbeiter/innen:

In diesem Projekt wird untersucht, ob sich bei alexithymen Probanden implizite emotionale Prozesse im Bewegungsverhalten reflektieren.

In ihrem Modell zu emotionaler Bewusstheit postulieren Lane und Schwartz (1987) einen fünf-stufigen Entwicklungsprozess der Fähigkeit, Emotionen bei sich selbst und anderen bewusst und differenziert wahrzunehmen. Auf Level I (Wahrnehmung körperlicher Sensationen als einziges Korrelat emotionaler Verarbeitung) und Level II (Wahrnehmung einer Handlungstendenz) erfolgt die emotionale Verarbeitung implizit, wohingegen von Level III – V eine explizite, zunehmend differenzierte Verarbeitung emotionaler Prozesse stattfindet. Um den Reifegrad der emotionalen Bewusstheit einer Person zu beurteilen, entwickelten Lane und Kollegen die Levels of Emotional Awareness Scales (LEAS, 1990). Methodisch problematisch bei diesem Instrument ist jedoch, dass auch die Zuordnung von Personen zu Level I – II (implizite Emotionsverarbeitung) auf deren verbalen, d.h. expliziten, Aussagen beruht.

In diesem Projekt wird daher direkt das implizite non-verbale Verhalten während der mündlichen Antworten zu den emotionalen Szenarios der LEAS bei alexithymen und nicht-alexithymen Probanden untersucht. Auf diese Weise wird die Validität von LEAS im Hinblick auf das Modell der emotionalen Bewusstheit getestet. Darüber hinaus wird das Modell der emotionalen Bewusstheit geprüft, in dem Frage untersucht wird, ob ein hoher Grad an expliziter emotionaler Bewusstheit mit einer geringen Ausprägung impliziter emotionaler Reaktionen im Bewegungsverhalten assoziiert ist, d.h. ob die beiden Verarbeitungsmodi in einer Entwicklungsreihe stehen.

Rechts-händige, männliche alexithyme und nicht-alexithyme Probanden werden bei den mündlichen Antworten zu LEAS auf Video aufgezeichnet. Als Kontrollkondition, bei der kognitive anstelle emotionaler Prozesse elizitiert werden, wird das Verhalten beim Hamburg-Wechsler-Intelligenz-Test aufgezeichnet. Das Bewegungsverhalten der Probanden wird von zwei unabhängigen Ratern, denen die Studienhypothesen unbekannt sind, mit dem NEUROpsychological GESture Coding System (Lausberg & Slöetjes, 2009) ausgewertet.

Durch die Analyse der Funktion non-verbalen Verhaltens leistet das Projekt Beiträge zu der multidisziplinären Erforschung der Alexithymie und der Emotionsverarbeitung.