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Sprache und Gestik der Alexithymie –- BALI 2 (112)

Mitarbeiter/innen:
  • Mary Copple

  • Christiane Wotschack

Wie drückt sich Alexithymie, diese "Gefühlsblindheit", im Emotionswortschatz, im Sprachgebrauch und in der Gestik aus?

Der in der psychologischen Forschung als Persönlichkeitsmerkmal verwendete Begriff "Alexithymie" bedeutet wörtlich "keine Wörter für Gefühle haben" und beschreibt eine Beeinträchtigung in der Identifikation, Dekodierung oder Kommunikation von Emotionen oder emotionaler Aspekte sozialer Interaktion. Bislang gibt es keine genauen Analysen zur Sprachkompetenz und zum Sprachverhalten von alexithymen Personen in Bezug auf Emotionen; Köperbewegungen und redebegleitende Gesten wurden in den Verfahren zur Messung des Merkmals Alexithymie überhaupt nicht berücksichtigt.

Das Projekt untersucht anhand von 30 hochalexithymen Personen und 30 Kontrollpersonen, ob und wie sich Alexithymie im Sprachgebrauch ausdrückt. Neben Screenings zum Emotionswortschatz werden halbstandardisierte Interviews geführt sowie Narrative zu emotionalen Themen elizitiert. Die sprachliche Enkodierung von Emotionen wird anhand des Gebrauchs von Emotionswörtern, des illokutionären sowie figurativen Ausdrucks von Emotionen ausgewertet. Zudem wird die Belebtheit, Struktur und Perspektivität der Narrative betrachtet.

Die gestische Analyse geht der Frage nach, inwiefern Alexithymie nicht nur als Störung der Fähigkeit zur Versprachlichung emotionaler Gehalte, sondern auch als Störung der Fähigkeit zur Verkörperung affektiven Erlebens in der Kommunikation zu betrachten ist. Es untersucht die sprachlich-gestische Konzeptualisierung von Emotionen sowie die Ausdrucksqualität gestischer Bewegungen. Diese Datenauswertung soll eine Möglichkeit zur Differenzierung zwischen Problemen des Erlebens und Problemen des sprachlichen oder gestischen Ausdrucks bei alexithymen Personen liefern.

Das Ziel der Analysen ist neben einem Beitrag zur Modellbildung des Verhältnisses von Sprache, Gestik und Emotionen die Konkretisierung des sprachlichen und kommunikativen Anteils des geplanten Berliner Alexithymie Inventars (B.A.L.I; vgl. Projekt 109).