Norbert Bischof: Mythos - Utopie - Ideologie
29.06.2009
Mythen legitimieren ihre sinnstiftende Funktion aus einer spezifischen Weltdeutung. Deren vermeintlicher Konflikt mit der Naturwissenschaft rührt daher, dass beide von einer und derselben "Welt" zu reden glauben. Tatsächlich weiß die mythische Kosmogonie aber nichts von der Evolution des Universums, sondern sie lebt von der dunklen Erinnerung an das Aufdämmern des kindlichen Ichgefühls und die ontogenetische Differenzierung seiner sozio-emotionalen Lebenswelt. Darin gründet das ungebrochene Überzeugungspotential des Mythos, das heute freilich auf dessen ideologische Surrogate übergegangen ist.
Prof. Dr. Dr. h.c. Norbert Bischof
Prof. Dr. Dr. h.c. Norbert Bischof lehrte Allgemeine und Vergleichende Psychologie am California Institute of Technology und den Universitäten München und Zürich. Er ist Mitglied der Leopoldina und wurde 2003 mit dem Deutschen Psychologiepreis ausgezeichnet. Seine neueste Veröffentlichung: Psychologie – ein Grundkurs für Anspruchsvolle (2008).