"Die Heilung in Gedanken"
Bericht über das Projekt zu Meditation gegen Depressionen von Thorsten Barnhofer im neuen Forschungsmagazin "fundiert" der Freien Universität Berlin.
News vom 13.10.2014
"Mit Genen beschäftigt sich der Psychologe Thorsten Barnhofer nicht. Sondern mit der Rolle, die unser Gehirn bei der Entstehung von Depressionen spielt. Am Exzellenzcluster „Languages of Emotion“ der Freien Universität Berlin erforscht der Wissenschaftler, wie die eigenen Denkprozesse den Verlauf der Krankheit beeinflussen. Denn bei Depressionen sei vor allem die Frage entscheidend, ob die Krankheit einmalig auftritt oder wiederkommt. Epidemiologische Studien aus den USA etwa zeigten, dass jede Depression einen späteren Rückfall wahrscheinlicher macht. „Schätzungen gehen davon aus, dass schon nach drei depressiven Episoden das Risiko eines Rückfalls über 80 Prozent liegt“, sagt Thorsten Barnhofer.
Machen Depressionen also erst recht depressiv? Tatsächlich verändern sich die Auslösemechanismen bei Depressionen mit der Zeit. Während Patienten das erste Auftreten einer Depression noch mit einer Trennung, dem Verlust von Angehörigen oder einem anderen belastenden Ereignis in Verbindung bringen, ist der Auslöser bei Rückfällen längst nicht so klar erkennbar. Wer einmal in den Strudel depressiver Gedanken geraten ist, erlebt dann scheinbar grundlos wieder die Gefühle von Trauer, Niedergeschlagenheit oder Antriebslosigkeit, die typisch für eine Depression sind. „Am besten lässt sich das mit Lernprozessen erklären“, sagt Thorsten Barnhofer. Je öfter das Gehirn etwa negative Denkmuster abspult, umso schneller würden sie zur Gewohnheit. Wer also wie Woody Allen täglich grübelt und seinen negativen Gedanken nachhängt, schaltet auch schneller um in eine schwere Depression. Wie ein Autopilot, der nur ein Programm beherrscht: Den seelischen Sinkflug." Weiterlesen in fundiert
Weitere Informationen
Forschungsmagazin "fundiert" der Freien Universität (Ausgabe 2/2014).
Zum Projekt von Thorsten Barnhofer: "Maintaining mechanisms in chronic depression and their changeability: the role of enhanced discrepancy responding".