Emotionen, Kalkulationen und soziale Relationen im Investmentbanking
Finanzmärkte sind geprägt durch eine radikale Ungewissheit. Welchen Einfluss haben Emotionen, kalkulative Praktiken und die soziale Einbettung, wenn Investmentbanker dieser Ungewissheit begegnen?
Projektnr.: G 405
Markus Lange
Das Investmentbanking ist paradox: Entscheidungen über die Zukunft sind fortlaufend zu treffen – die Zukunft jedoch ist ungewiss und eine sichere Prognose dieser ausgeschlossen. Banker handeln mit Zahlungsversprechen (z. B. Termingeschäfte) – gleichzeitig fehlen materielle Güter, Konsumenten und deren Bedürfnisse.
In dem Projekt wird untersucht, wie Emotionen, Kalkulationen und die soziale Einbettung der Akteure den Handel mit Finanzprodukten beeinflussen. Emotionen (z. B. Angst, Panik, Euphorie, Vertrauen) scheinen Investitionsentscheidungen, u. a. durch Zeitdruck und Marktfluktuationen im Sektor, mitzubestimmen. Demgegenüber stehen komplexe mathematische Modelle, die einen Weg durch die Ungewissheit ebnen und den Handel rational legitimieren sollen. Nicht zuletzt sind Banker eingebettet in soziale Kontexte, Netzwerke, sowie Hierarchien mit formalen und informalen Handlungsnormen und -werten (z. B. Handelsräume).
Welche Wechselwirkungen entstehen zwischen diesen drei Dimensionen, wenn einer scheinbar radikalen Ungewissheit im Sektor begegnet wird?
Über zunächst qualitative Interviews mit Händlern und Fondsmanagern des Investmentbankings sollen hierauf Antworten gegeben werden. Zum Abschluss der empirischen Untersuchung ist eine standardisierte Befragung vorgesehen.
Ziel ist es, zu einem adäquateren Verständnis der Funktionsweise von Finanzmärkten beizutragen. Im besonderen Augenmerk steht, wie der explizite Einbezug von Emotionen die Analyse wirtschaftlichen Handelns bereichern kann.
Disziplin
Soziologie
Betreuer
Prof. Dr. Christian von Scheve
Prof. Dr. Jürgen Beyer