Emotionen begleichen? Ein Wiedergutmachungsprogramm und Algonquin Überlebende indianischer Internate in Kanada
Emotionen spielen eine wichtige Rolle in allen Versöhnungsprozessen. Dabei können diese Emotionen allerdings im jeweiligen kulturellen Kontext unterschiedlich geformt und geteilt werden
Projektnr.: G 313
Anne-Marie Reynaud
Ein besseres Verständnis kultureller Eigenheiten fördert das Verständnis komplexer Versöhnungsprozesse. Das Vorhaben untersucht Kompensationszahlungen an Algonquins, und damit einen Teil des Wiedergutmachungsprogramms der kanadischen Regierung für indigene Überlebende von Internatsschulen.
Eine Voraussetzung der Arbeit ist die Untersuchung von kulturellen Codes der Algonquins vor der Periode der Zwangseinschulung in 'residential schools'. Auf dieser Basis kann die kulturelle Produktion von Emotionen in Bezug auf zwei Maßnahmen des Programms zur Wiedergutmachung untersucht werden: das Common Experience Payment (CEP) und die Truth and Reconciliation Commission (TRC).
Dazu widmet sich das Vorhaben den folgenden Fragen: Zu welchen Konflikten von Emotionen führte die Konfrontation der InternatsschülerInnen mit den erzieherischen Standards der Schulen und den von ihnen geförderten emotionalen Codes? Welche Rolle spielen diese Konflikte und Erfahrungen heute mit Blick auf CEP und TRC? Inwiefern haben Kolonialismus und Internate den 'ideal affect' und kulturelle Codes der InternatsschülerInnen beeinflusst? Welche Emotionen werden durch die CEP und TRC generiert? Wie lassen sich nicht-indigene KanadierInnen auf diese Emotionen ein?
Die Arbeit zieht nicht nur die relevanten nicht-indigenen Analysen von Emotionen, Kultur und Versöhnungsprozessen zur Hilfe, sondern vermittels ethnologischer Feldforschung auch das Wissen und die Analyse von "enmanjiwang" (Emotionen) der Algonquin. Ziel des Vorhabens ist die Analyse eines gesellschaftlichen Versöhnungsprozesses mit spezifischem Fokus auf die Evolution der Emotionen der Algonquin.
Disziplin
Ethnologie
Betreuer
Prof. Dr. Birgitt Röttger-Rössler
Prof. Marie-Pierre Bousquet (Université de Montreal)